18 Stunden Herzogstand
Am Dienstag war es endlich soweit. Die Mission Herzogstand 18 konnte mit Spezl Magnus (2undsiebzig.de) beginnen. Die Vorzeichen waren nahezu perfekt. Das Wetter zeigte sich Dank Hoch Harry von seiner besten Seite und der Mond störte uns nicht mit seinem Licht, da gerade Neumond war.
Herzogstand 18: ganze 18 Stunden Zeitfenster in der uns keine andere Menschenseele begegnen wird und wir quasi von der Zivilisation abgeschnitten sind.
Wir fuhren am Nachmittag mit einer der letzten Gondeln der Herzogstand Bahn hinauf um nach einem sehr anstrengenden Fußmarsch den Gipfel vom Herzogstand zu erreichen.
Im Sommer sicherlich ein Katzensprung, aber nicht im Winter. Wir mussten uns den kompletten Weg durch den unberührten Schnee kämpfen. Ich muss gestehen, ich habe das ein bisschen unterschätzt. Es war ja nicht so, dass wir kaum Gepäck hatten. Ausgestattet waren wir mit viel warmer Kleidung für die Nacht, Schlafsack, Isomatte, Lebensmittel und natürlich Kamera-Ausrüstung mit Stativ. Da kommt dann doch ein stattliches Gewicht zusammen. Aber die Mühe hat sich sichtlich gelohnt. Aber bis dahin hatten wir noch einen weiten und schweißtreibenden Aufstieg vor uns. Und wenn man sich so durch unberührten Schnee in die Höhe kämpft, lässt irgendwann die beste Kondition nach. Ich fühlte mich wie Reinhold Messner, als er ohne Sauerstoff den Mount Everest bestieg. Mir persönlich reicht aber schon der Herzogstand ohne Sauerstoffflasche.
Es ist zu Steil, lass uns lieber durch den Lawinenstrich gehen.
Der schönste Moment ist allerdings, wenn man endlich den Gipfel im Schweiße seines Angesichts erreicht hat. Von dort oben bot sich uns ein traumhaftes Panorama rund um das Voralpenland. Zu unserem Glück war der Pavillon auf dem Gipfel nicht verschlossen, somit mussten wir nicht unter freien Himmel nächtigen und waren dadurch vor Kälte und Wind geschützt. Nachdem wir unser Domizil für die Nacht eingerichtet hatten, warteten wir nicht mehr lange und legten los, den Sonnenuntergang überm Heimgarten zu fotografieren.
Es war ein überwältigender Moment, wenn auf dem Berg die Sonne untergeht und alles langsam in Dunkelheit getaucht wird.
Das einzige Licht was man dort oben hat, stammt aus den Lichtverschmutzungen unserer Zivilisation. Wie dunkel muss das wohl vor hundert Jahren gewesen sein? Es wird einem plötzlich bewusst, wie sorglos teilweise mit Energie umgegangen wird.
Nachdem die Sonne sich von uns verabschiedet hatte, mussten wir die nächsten drei Stunden abwarten, bis wir endlich mit unseren Sternenbildern loslegen konnten. Die Zeit nutzten wir, um uns für die lange kalte Nacht zu stärken und sich vom stressigen Alltag zu erholen. Das fällt einem dort oben sehr leicht.
Die Bedingungen waren am Anfang unserer Nacht sehr gut. Es war eine sternenklare Nacht um 21 Uhr. Also suchten wir uns erst mal einen guten Standpunkt, um dort mit dem ersten „[stars in the sky]“ Foto zu beginnen. Die Wahl fiel nicht schwer, ich wollte zuerst das Rendezvous mit Venus und Jupiter über dem Heimgarten festhalten.
Da eine Aufnahmeserie einige Zeit in Anspruch nimmt, konnte ich in der Zwischenzeit mir schon ein paar Gedanken über das nächste Motiv machen. Plötzlich kam mir die Idee mit unserer beleuchteten Hütte vor dem Sternbild Orion. Ich installierte eine Taschenlampe mit Aufsatz in der Hütte und anschließend wurde das Stativ für das Motiv aufgestellt und die Kamera ausgerichtet. Hier das Ergebnis… sehr beeindruckend, aber seht selbst:
Leider war die Luftfeuchtigkeit mittlerweile so hoch, dass uns ständig die Objektive beschlagen sind. Das war natürlich ein Rückschlag und wir entschieden um 23 Uhr, uns erst mal eine Runde in den Schlafsäcken aufzuwärmen. Wir stellten uns in der Einsamkeit den Wecker auf 2 Uhr morgens. Ich war überrascht, wie warm und gemütlich es doch bei gefühlten -15 °C sein kann. Es brauchte bei mir auch nicht lange, bis Magnus die ersten Schnarchgeräusche von mir hören konnte. Auf knapp 1800 Meter Höhe schlief es sich perfekt. Um 2 Uhr morgens klingelte mein Wecker und es kostete mich einige Überwindung mich aus dem warmen Schlafsack zu schälen. Als ich mich dann schließlich um 3 Uhr aufraffte, begann ein wirklich unangenehmer Wind über den Gipfel zu fegen. Und dieser sollte auch bis zu unserem Abstieg am Morgen nicht mehr aufhören. Der Vorteil, es beschlugen unsere Objektive nicht mehr. Allerdings musste ich mit der Angst leben, dass mein Stativ dem Wind nicht mehr standhielt und ich dadurch gezwungen war über 30 Minuten im Schnee an meiner Kamera zu verweilen. Man kann sich vorstellen, dass es da richtig KALT wurde. Bei diesen schlechten Bedingungen ist dann der Blick auf die Lichtperlen vom Kochelsee entstanden.
Am Ende dieses Bildes entschied ich mich, die Sterne gut sein zu lassen. Mittlerweile waren meine Füße Eiskalt und ich wollte mich nur noch aufwärmen. Der Wind hat in der Zwischenzeit noch weiter an Fahrt aufgenommen. Also beschloss ich, mich wieder in meinen gemütlichen Schlafsack zu kuscheln. Es dauerte allerdings eine Zeit, bis meine eisigen Füße wieder warm wurden. Das war aber noch nicht das Ende unserer Bilder. Schließlich wartete ein traumhafter Sonnenaufgang auf uns. Pünktlich um kurz nach 6 Uhr begrüßte uns die Sonne, mit ihrem herrlichen Sonnenstrahlen.
Nachdem wir den Sonnenaufgang und die Morgenstimmung eingefangen hatten, beschlossen wir um 8 Uhr, uns wieder auf den Weg zurück zur Bergstation zu machen. Schließlich wollten wir mit der ersten Gondel um 10 Uhr pünktlich wieder Richtung Tal. Aber es Stand noch der Abstieg bevor, den ich mit großen Respekt entgegen sah. Zuvor mussten wir noch unser ganzes Hab und Gut zusammenpacken. Und ich fragte mich? Wie bekommt man einen Schlafsack wieder leicht in den Sack?
Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass alles eingepackt war, machten wir uns auf den Abstieg. Zum Glück erwies sich der Abstieg um ein vielfaches leichter und einfacher als der Aufstieg. Wir benötigten nur einen Bruchteil der Zeit. Es war aber dennoch ein schönes Gefühl, zu wissen, dass man heil wieder hinunter gekommen ist. Unten angekommen, genossen wir die Zeit in der Sonne bis pünktlich um 10 Uhr die erste Gondel uns oben am Berg abholte.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch rechtherzlich bei meinem Spezl Magnus für diesen gelungenen Ausflug bedanken, ohne ihn wäre das nie möglich gewesen.
Der Herzogstand – 18 Stunden
Grandioser Bericht und fantastische Bilder, Michi! Werde die nächsten Tage auf flickr sicher einen Haufen favs vergeben. Die Fotos hauen mich schlichtweg um… da fehlen mir die Superlative!! 🙂
very nice article
nice article
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Harte Männer braucht das Land und Ihr gehört dazu! Super Bildergebnisse.
Danke Toni für Deinen Kommentar… war schon ein genialer Ausflug und die Bilder sprechen für sich.
Gruß
Michi